Batteriedegradation von E-Auto-Akkus

Experten in Data Science

Neben der Reichweitenangst, ist die Angst vor defekten Akkus wohl mit das berühmteste Argument gegen die Elektromobilität. So ein E-Auto-Akku ist schon ein teures Teil und es gibt durchaus den ein oder anderen Ausfall zu beobachten, wenngleich dies nur sehr selten vorkommt und oft noch über die Garantie des Herstellers abgedeckt ist.
Nicht selten ist jedoch die Degradation der Batterie, denn jeder Akku verliert mit der Zeit und der Nutzung an Kapazität, sodass die Reichweite eines E-Autos mit der Zeit sinkt. Wir haben uns die Fragen gestellt:
1.) Wie groß ist diese Degradation über die Zeit? Und:
2.) Welche Faktoren beeinflussen diese?

Zur Beantwortung dieser Frage, haben wir den folgenden Datensatz analysiert: https://docs.google.com/spreadsheets/d/1c3m9wqlxPBo8ziDYVm5cHRzNCHZbtI_2vVhlXksX9Jc/edit?usp=sharing
Soweit wir das nachvollziehen können, werden Tesla-Fahrer gebeten ihre Daten in ein Formular einzutragen. Diese Daten werden gesammelt und geben Auskunft über Modell, Degradation der Batterie, Laufleistung, Nutzungsverhalten usw.
Hier ein kleiner Auszug aus den Daten:

Entry date ▼UsernameRegionRange unitManufacture dateVehicle modelSupercharge frequency100% charge frequencyFrequency of 5% or less rangeDaily charge level ?Your mileage [mi or km]Your range at 100%100% range for this trim levelRemaining battery capacityMileage [mi]Mileage [km]Mileage [mi/km]Select UsernameUnnamed: 24Trendline
019 Aug 2022BondEurope (excluding UK) & Asia Pacifickm15 May 2019Model 3 LR AWDA few times a yearA few times a yearOnce or twice a year80%24244.0490499.098.20%15,065 mi24,244 km15,065 mi220v-1.00%97.58%
119 Aug 2022BondEurope (excluding UK) & Asia Pacifickm15 May 2019Model 3 LR AWDA few times a yearA few times a yearOnce or twice a year80%32199.0472499.094.59%20,008 mi32,199 km20,008 mi4dme-1.00%97.02%
219 Aug 2022BondEurope (excluding UK) & Asia Pacifickm15 May 2019Model 3 LR AWDA few times a yearA few times a yearOnce or twice a year80%34232.0480499.096.19%21,271 mi34,232 km21,271 mi4RedCommuter-1.00%96.89%
319 Aug 2022BondEurope (excluding UK) & Asia Pacifickm15 May 2019Model 3 LR AWDA few times a yearA few times a yearOnce or twice a year80%38908.0464499.092.99%24,176 mi38,908 km24,176 mi600sl-1.00%96.61%
419 Aug 2022BondEurope (excluding UK) & Asia Pacifickm15 May 2019Model 3 LR AWDA few times a yearA few times a yearOnce or twice a year80%51016.0470499.094.19%31,700 mi51,016 km31,700 miABC123-1.00%95.99%

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Verteilung der Degradation in %

Die Degradation wird durch den Vergleich einer standardisierten Reichweite im Neuzustand und zum jeweiligen Zeitpunkt bestimmt. Es gibt Werte bis 160 %, dabei müsste es sich um Datenfehler handeln. Wir haben einen Schnitt bei 105 % gemacht. Eine leicht höhere Batteriekapazität als 100 % ist bei dieser Definition der Degradation möglich.

Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Degradation

1. Faktor: Laufleistung

Verbleibende Batteriekapazität in % über Laufleistung
Verbleibende Batteriekapazität in % über Laufleistung (Skala Kapazität von 0 bis 100%)

Die Batteriekapazität nimmt über die Laufleistung in gewohnter Form ab. Ähnliche Charts findet man z.B. hier: https://maartensteinbuch.com/2015/01/24/tesla-model-s-battery-degradation-data/
Zu Beginn der Nutzung, d.h. in den ersten 40 tkm, fällt die Batteriekapazität um ca. 4 % stark ab. Danach flacht die Kurve deutlich ab auf eine Degradation von ca. 1% pro 35 tkm.

2. Faktor: „Leerfahr-Frequenz“

Unter „Leerfahr-Frequenz“ verstehen wir die angegebene Anzahl der Ereignisse pro Jahr, in denen der Akku unter 5% Ladezustand gefahren wird. Man geht davon aus, dass sehr niedrige und sehr hohe Ladezustände die Degradation begünstigen und somit vermieden werden sollten. Zumindest aber sollte der Zustand nur möglichst kurz erhalten bleiben.

Verbleibende Batteriekapazität in % über der „Leerfahr-Frequenz“

Der Chart zeigt eine gewisse Tendenz, dass die Häufigkeit des Leerfahrens einen Einfluss auf die Degradation hat. Die Fehlerbalken werden relativ groß, da es wenige Fahrer gibt, die angeben, dass sie mindestens 2 Mal pro Monat oder mehr leer fahren.

Weitere Faktoren: Frequenz Supercharger-Nutzung, Tägliches Ladelimit, Frequenz Vollladung

Anzahl der Nutzungen von Superchargern pro Jahr über der verbleibenden Batteriekapazität
Das Ladelimit, auf das regelmäßig geladen wird.
Anzahl der Ladungen bis 100% SoC pro Jahr.

Bei der qualitativen Betrachtung der weiteren Faktoren kann man keine große oder stark signifikante Abhängigkeit der Faktoren zur Batteriekapazität erkennen.

Genauere Betrachtung des 2. Faktor, der „Leerfahr-Frequenz“

Die beiden wichtigsten Faktoren, die wir bisher identifiziert haben, sind Laufleistung und die Leerfahr-Frequenz. Nun ziehen wir den gemessenen Effekt der Laufleistung von der verbleibenden Batteriekapazität ab. Dann untersuchen wir die Residuen davon, ob diese noch eine Abhängigkeit von der Leerfahr-Frequenz zeigen. Der folgende Chart zeigt, dass diese Abhängigkeit verschwunden ist. Daher muss dieser Effekt bereits in der Laufleistung mit berücksichtigt worden sein. Das erklärt sich dadurch, dass die mittlere Leerfahr-Frequenz mit der Laufleistung ansteigt, d.h. Leerfahr-Frequenz und Laufleistung sind positiv korreliert.

Residuen verbleibende Batteriekapazität nach Abzug von Laufleistungs-Modell über der Leerfahr-Frequenz.
Leerfahr-Frequenz über Laufleistung

Hat den Akku leer fahren nun keinen Einfluss auf die Degradation?

Das können wir auf Basis der kurzen Analyse und der Datenlage nicht final aussagen. Es scheint jedoch als wäre der Effekt relativ klein.
Ist es nun eine gute Idee den Akku ständig leer zu fahren?
Vermutlich ist das keine gute Idee. Wir können mit der Analyse den Effekt nicht grundsätzlich ausschließen.
Unser Ergebnis kann auch dadurch beeinflusst sein, dass z.B. die Datenspender bei diesem Projekt eher E-Auto-Experten sind und den leeren Akku sofort nach der Fahrt wieder aufladen und somit den negativen Einfluss gering halten.