Die übliche Herangehensweise beim Kauf eines Gebrauchtwagens, ist vermutlich die Auswahl des Wagens nach den individuellen Bedürfnissen. Dabei gilt je neuer, je besser und das eigene Budget gibt das Alter und die Laufleistung vor.

Ich selbst stand vor der Aufgabe, einen gebrauchten Wagen zu kaufen, das Modell stand fest, jedoch nicht das Alter und die Laufleistung. So stellte ich mir die Frage, ob es nicht ein optimales Alter und eine optimale Laufleistung gibt, bei dem bzw. der der Wertverlust des Wagens minimal ist.

Klar ist der Wertverlust nicht der einzige Kostenblock, jedoch betrachten wir hier Steuer und Verbrauch als sehr ähnlich über die verschiedenen Baujahre hinweg. Die Wartungskosten hängen zwar von Alter und Laufleistung ab, werden hier jedoch erstmal nicht berücksichtigt.

Datenbasis

Um den minimalen Wertverlust zu ermitteln, besorgte ich mir Daten aus Verkaufsanzeigen im Internet, jeweils die Laufleistung, Baujahr und Preis. Es handelte sich um Daten über einen BMW 530d.

Die ausgeschriebenen Fahrzeuge waren Modelle zwischen BJ 2006 und 2018, d.h. Baureihe E60/61 ab 2006, ab 2010 folgte die Baureihe F10/11 und ab 2017 die Baureihe G30/31. Die Datennahme war im Jahr 2018. Die obige Abbildung zeigt leichte Preissprünge nach oben bei einem Baureihenwechsel und einen steileren Anstieg bei jüngeren Wagen.

Die Abbildung „Preis über Laufleistung“ zeigt eine deutliche Preisabnahme mit ansteigender Laufleistung, was wenig überrascht. Sie zeigt jedoch auch, dass der Verlauf in 2 Abschnitten je recht linear ist, bei einem starken Knick bei ca. 35 tkm.

Folglich ist der Wertverlust ab einem Alter von ca. 3 Jahren und einer Laufleistung von mind. 35 tkm deutlich geringer als bei jüngeren Wagen.

Wertverlust pro Jahr der Nutzung

Jetzt wissen wir schon deutlich mehr über die Preisstruktur der Gebrauchten, aber das optimale Alter und Laufleistung wissen wir immer noch nicht wirklich.

Dazu gehen wir einen Schritt weiter und simulieren folgendes Szenario mit jedem Wagen in der Datenbank: Der Wagen wird zum gezeigten Preis gekauft und bis zum Lebensende genutzt. Das Lebensende des Wagens definiert sich durch das erste Eintreten von entweder

a) Alter von 13 Jahren oder

b) Erreichen von 350 tkm Laufleistung.

Der Wagen hat am Lebensende einen angenommenen Wert von 0.
Um die Laufleistung über die Zeit simulieren zu können, müssen wir eine jährlich gefahrene Strecke annehmen. Diese liegt in unserem Beispiel bei 35 tkm.
Damit können wir die Nutzungsdauer von jedem Wagen in der Datenbank berechnen.

Ergebnis der Simulation:
Wir haben einen Kaufpreis und eine kalkulierte Nutzungsdauer von jedem Wagen in der Datenbank. Teilen wir den Kaufpreis durch die Nutzungsdauer, erhalten wir den jährlichen Wertverlust. Im Falle einer Nutzungsdauer von 0 Jahren ergibt sich ein Wert von unendlich. Diese Werte werden der Einfachheit halber ignoriert.

Die Grafik zeigt, dass es nicht wirklich einen optimalen Punkt gibt, sondern ein optimales Band, d.h. ab einem Alter von ca. 5 Jahren ist der minimale Wertverlust möglich.
Je älter das Fahrzeug ist, je höher sollte die Laufleistung liegen. Das liegt auch ziemlich stark an unserer Bedingung, wann das Lebensende eintritt. Ganz unrealistisch ist das nicht, denn eine sehr geringe Laufleistung, auch bei höherem Alter, muss bezahlt werden.

Fazit:
Ab einem Alter von 5 Jahren und der dazu passenden Laufleistung ist die Erzielung des minimalen Wertverlusts pro Jahr möglich. Ältere Wagen führen nicht automatisch zu einem niedrigen Wertverlust. Vermutlich ist die Randbedingung, wann das Ende der Nutzungsdauer erreicht ist etwas zu pessimistisch, vor allem von Wagen, die bereits sehr nahe dran sind. Eine Korrektur davon würde evtl. die Kosten für ältere Wagen senken, allerdings ignorieren wir auch die Instandhaltungs- und Reparaturkosten, die für diese Wagen höher ausfallen dürften.

Eine spannenden Frage bleibt, warum der Wertverlust bei ca. 40 tkm einen Knick hat? Ich hätte entweder einen linearen Abfall (ohne Knick) oder einen runderen Verlauf der Kurve erwartet.